Solarstrom für alle – auch im Mietshaus

Einleitung: Solarstrom für alle – auch im Mietshaus

Steigende Energiepreise und Klimaschutzdruck machen Photovoltaik (PV) nicht mehr nur für Eigenheime interessant, sondern auch für Mehrfamilienhäuser. Mieterstrommodelle – also gemeinschaftlich genutzter Solarstrom vom Hausdach – ermöglichen es Mietern und Wohnungseigentümern, günstigeren Ökostrom direkt vom eigenen Dach zu beziehen. Gesetzlich ist dabei garantiert, dass der Mieterstromtarif mindestens 10 % unter dem lokalen Grundversorgertarif liegt. Angesichts eines durchschnittlichen Haushaltsstrompreises von rund 35–40 Cent/kWh im Jahr 2025 hat diese Ersparnis spürbare Wirkung auf die Nebenkosten („zweite Miete“). Nachfolgend beleuchten wir staatliche Förderungen und präsentieren reale Fallbeispiele aus Deutschland, die zeigen, welche konkreten Einsparungen durch gemeinschaftliche Solaranlagen in Mehrfamilienhäusern erzielt werden.

Staatliche Förderung: KfW, EEG und kommunale Anreize

Der Erfolg von PV-Anlagen auf Mietshäusern wird durch verschiedene Förderinstrumente begünstigt:

  • EEG-Mieterstromförderung: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) unterstützt Mieterstromprojekte durch den Wegfall vieler Preisbestandteile und einen direkten Mieterstromzuschlag. Für vor Ort verbrauchten Solarstrom entfallen Netzentgelte, Stromsteuer und einige Umlagen – dieser Kostenvorteil wird an die Mieter weitergegeben. Zusätzlich erhält der Anlagenbetreiber pro lokal verbrauchter kWh einen Zuschlag und für Überschüsse die normale Einspeisevergütung. Diese doppelte Förderung macht Mieterstrom wirtschaftlich attraktiv. Im Ergebnis sind Mieterstromtarife dauerhaft deutlich günstiger als normale Stromtarife (typisch 10–20 % Preisvorteil gegenüber dem Grundversorger).
  • KfW-Förderprogramme: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt energieeffiziente Gebäude und erneuerbare Energien. Insbesondere beim Neubau helfen hohe Effizienzstandards wie KfW-Effizienzhaus 40 Plus, die oft eine PV-Anlage mit Speicher voraussetzen, um zusätzliche Zuschüsse zu erhalten. Ein Beispiel: Durch den Einsatz von PV-Anlage und Speicher konnte in einem Projekt die KfW-40-Plus-Förderung genutzt werden, was einen Tilgungszuschuss (nicht zurückzuzahlenden Kreditanteil) brachte. Darüber hinaus vergibt die KfW zinsgünstige Kredite (z.B. Programm 270) für die Installation von Solaranlagen. So werden Investitionskosten gesenkt und die Amortisationszeit verkürzt.
  • Viele deutsche Städte fördern Photovoltaik-Anlagen auf Mehrfamilienhäusern mit eigenen Zuschüssen. In Berlin etwa übernimmt das Programm SolarPLUS bis zu 65 % der Kosten für Stromspeicher und spezielle PV-Anlagen auf Mehrfamilienhäusern. Auch andere Städte und Bundesländer bieten finanzielle Unterstützung, um den Ausbau der Solarenergie gezielt in Mehrfamilienhäusern zu fördern.

Praxisbeispiele: Solaranlagen, die Mietern Hunderte Euro sparen

Wie groß der Nutzen gemeinschaftlicher Solaranlagen konkret ist, zeigen erfolgreiche Projekte in ganz Deutschland. Im Folgenden stellen wir mehrere reale Fallbeispiele vor – mit Details zu Anlagenleistung, Anzahl versorgter Haushalte und vor allem den erzielten Einsparungen an Stromkosten. Die Beispiele reichen von Neubau-Quartieren bis zu sanierten Bestandsbauten und verdeutlichen, dass Mieterstrom sowohl ökonomisch als auch ökologisch ein Gewinn ist.

  • Berlin (Wohnungsbaugenossenschaft Mollstraße, Mitte): In Berlin betreibt die Genossenschaft Mollstraße e.G. gemeinsam mit den Berliner Stadtwerken eine PV-Großanlage auf vier Wohngebäuden (denkmalgeschützte Nachkriegsbauten). Die Solaranlage mit 160 kWp versorgt 248 Wohnungen mit lokalem Ökostrom . Für die Bewohner bedeutet das nicht nur Klimaschutz, sondern auch spürbare finanzielle Entlastung: Der spezielle Mieterstrom-Tarif („berlinStrom Sonne+“) liegt über 15 % unter dem Grundversorgerpreis – bei einem Verbrauch von 2.000 kWh/Jahr spart ein Haushalt damit rund 15% seiner Stromkosten  In Zeiten, wo Grundversorgungstarife in Berlin bei ~35–40 Ct/kWh liegen, entspricht das einer Ersparnis von etwa 100–150 € pro Jahr für einen durchschnittlichen Haushalt. Insgesamt werden hier zudem 82 Tonnen CO₂ jährlich vermieden.
  • München-Aubing (sozialer Wohnungsbau): Auch im Münchener Westen zeigt sich das Potenzial von Mieterstrom. In einem Neubauprojekt in Aubing (öffentlich geförderter Wohnungsbau) wurde bereits 2015 eine PV-Anlage (92 kWp) in Kombination mit einem Blockheizkraftwerk (20 kW) installiert . Das System versorgt rund 300 Bewohner mit Strom und Wärme. Etwa 15 % Stromkosten sparen die Mieter im Vergleich zum lokalen Tarif Dieser Prozentsatz entspricht im Schnitt circa 80 € Ersparnis pro Haushalt und Jahr. Gleichzeitig profitieren die Bewohner von stabileren Strompreisen: Da ein Großteil ihres Stroms zum Fixpreis vom eigenen Dach kommt, sind sie unabhängiger von den jährlich steigenden Strombezugskosten. Bemerkenswert ist auch die Wirkung aufs Heizen: Durch die Kombination aus PV-Strom und Wärmepumpen sanken in diesem Projekt die Heizkosten um ~70 % gegenüber einem Standard-Neubau – ein Hinweis darauf, welches Einsparpotenzial in integrierten Konzepten (Strom + Wärme) steckt.
  • Gräfenhainichen (Sanierung durch Wohnungsgenossenschaft): Ein Beispiel aus Sachsen-Anhalt zeigt, dass Mieterstrom auch bei der Modernisierung von Bestandsbauten funktioniert. Die WGG Gräfenhainichen eG hat 2020 ihr erstes Mieterstromprojekt umgesetzt und dabei 76 Wohnungen mit Solarenergie versorgt Rund 220 PV-Module mit zusammen 78 kWp erzeugen etwa 70.000 kWh Solarstrom im Jahr. Die direkte Ersparnis für die Mieter beträgt etwa 16 % der Stromkosten gegenüber dem bisherigen Grundversorger. Für die Haushalte bedeutet das – je nach Verbrauch – eine Entlastung von geschätzt 150–250 € pro Jahr. Insgesamt spart das Projekt zudem über 40 Tonnen CO₂ pro Jahr ein Realisiert wurde es per Contracting mit einem externen Mieterstrom-Anbieter (Solarimo), sodass für die Genossenschaft kein Eigenaufwand entstand Dieses Beispiel unterstreicht, dass bezahlbares Wohnen und erneuerbare Energie Hand in Hand gehen können: Die Bewohner erhalten günstigeren Strom („Ökostrom direkt in die Wohnung geliefert“), und die Genossenschaft steigert die Attraktivität sowie Zukunftsfähigkeit ihres Wohnbestands.
  • Heilbronn (Stadtsiedlung, Effizienzhaus-Neubau): In Heilbronn hat das kommunale Wohnungsunternehmen „Stadtsiedlung Heilbronn“ mehrere Gebäude im sozialen Wohnungsbau mit innovativer Technik ausgestattet. Eine neue Wohnanlage im KfW-40-Plus-Standard erhielt eine 74,25 kWp PV-Anlage plus Batteriespeicher (55 kWh). Die Ergebnisse sind beeindruckend: Im Jahr 2021 wurde ein Autarkiegrad von 74 % erreicht – d.h. fast drei Viertel des Strombedarfs der Mietparteien konnten durch Solarstrom vom eigenen Dach gedeckt werden. Der Reststrom kommt als Ökostrom aus dem Netz. Für die Bewohner ergibt sich daraus eine Stromkostenersparnis von rund 13 % gegenüber der Grundversorgung. Zusätzlich profitieren sie von förderfähiger Energieeffizienz: Durch das Mieterstrom-Konzept konnte der KfW-40-Plus-Standard erfüllt werden, was einen zusätzlichen Zuschuss der KfW-Bank einbrachte. Dieses Projekt zeigt, wie hoch energieeffiziente Neubauten mittels PV und Speichern nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch überzeugen – die Mieter sind zu über 50 % unabhängig vom Stromnetz und zahlen deutlich weniger für Energie, während der Vermieter Fördermittel nutzt und zur Klimaneutralität beiträgt.
  • München-Schwabing (Domagkpark, Neubaugenossenschaft): Ein weiteres Münchener Beispiel im Stadtteil Schwabing-Freimann (Domagkpark) verdeutlicht den Nutzen von Mieterstrom in größeren Neubau-Quartieren. Dort wurden zwei PV-Anlagen mit zusammen 51 kWp auf neuen Mietshäusern installiert. Diese liefern pro Jahr ca. 52.000 kWh Solarstrom und versorgen damit 63 Wohneinheiten direkt mit Energie. Etwa 73 % des erzeugten Solarstroms können unmittelbar von den Haushalten vor Ort verbraucht werden – ein sehr hoher Eigenverbrauchsanteil, der das Projekt wirtschaftlich macht. Für die Mieter bedeutet das einen großen Teil ihres Strombedarfs aus günstiger, lokal erzeugter Energie zu decken. Sie profitieren von einem um mindestens 10 % niedrigeren Strompreis und langfristig von einer Strompreis-Stabilität, da der Großteil ihres Verbrauchs durch fix kalkulierbaren Solarstrom abgedeckt wird. Die restliche Energie beziehen sie bei Bedarf als Ökostrom aus dem Netz. Dieses genossenschaftliche Mieterstrom-Projekt – umgesetzt von Naturstrom und der Energiegenossenschaft BENG eG – rentiert sich: CO₂-Emissionen werden gesenkt (über 32 t Einsparung/Jahr) und die Bewohner sparen bares Geld. Solche Beispiele motivieren Mieter wie Vermieter gleichermaßen, sich an der Energiewende zu beteiligen.

Fazit: Hohe Einsparungen und Klimaschutz gehen Hand in Hand

Die Fallbeispiele aus Berlin, München, Heilbronn, Gräfenhainichen und anderen Orten belegen eindrucksvoll, dass gemeinschaftlich genutzte Solaranlagen in Mehrfamilienhäusern erhebliche Vorteile bringen. Finanziell können pro Haushalt dreistellige Euro-Beträge pro Jahr eingespart werden – typischerweise reduzieren Mieterstrom-Projekte die Stromkosten um 10–20 % oder etwa 80–200 € pro Jahr je nach Verbrauch. In einigen Projekten kommen durch intelligente Sektorkopplung (z.B. Nutzung von Solarstrom für Wärmepumpen oder E-Autos) sogar noch zusätzliche Einsparungen bei Heiz- und Mobilitätskosten hinzu. Ökologisch leisten diese Anlagen einen wichtigen Beitrag: Mehrfamilienhäuser werden zu dezentralen Kraftwerken, die pro Standort oft Dutzende Tonnen CO₂ jährlich vermeiden

Möglich werden diese Erfolge durch ein unterstützendes Umfeld aus Förderungen und Gesetzen: Das Mieterstromgesetz bzw. EEG sorgt für wirtschaftliche Vorteile und garantiert günstigere Stromtarif.  KfW-Programme und kommunale Zuschüsse reduzieren Investitionshürden, und die gestiegenen Strompreise 2025 machen eigene Solarenergie noch attraktiver. Zwar sind Mieterstrom-Projekte aufgrund organisatorischer und technischer Anforderungen noch kein Massenphänomen, doch die Beispiele zeigen: Wenn Vermieter, Energieversorger und Bewohner zusammenarbeiten, lässt sich die Energiewende ins Mietshaus holen – mit handfestem Nutzen für den Geldbeutel und das Klima. Mehrfamilienhäuser mit gemeinschaftlichem Solarstrom weisen den Weg, wie nachhaltiges Wohnen in der Praxis aussehen kann: lokal, gemeinschaftlich und profitabel für alle Beteiligten.

Beispiele im Überblick

Zum Abschluss fasst die folgende Tabelle die Kernzahlen einiger vorgestellter Projekte zusammen:

Projekt (Ort)PV-Anlage (Leistung)Versorgte EinheitenErsparnis für Mieter
Berlin, Mollstraße (Genossenschaft)160 kWp auf 4 Dächern248 Wohnungen~15 % günstiger als Grundversorgung (≈100–150 €/Jahr pro Haushalt)
München-Aubing (Sozialwohnungen)92 kWp PV + 20 kW BHKWca. 300 Personen (mehrere Häuser)~15 % Stromkostenersparnis (≈80–120 € pro Jahr)
Gräfenhainichen (WGG, Sanierung)78 kWp (ca. 220 Module)76 Wohnungen~16 % günstiger als Grundversorgung
Heilbronn (Stadtsiedlung, KfW 40 Plus)74 kWp PV + 55 kWh Speicher5 Mehrfamilienhäuser¹~13 % geringere Stromkoste; ~74 % Stromautarkie
München-Schwabing (Domagkpark)51 kWp (2 Anlagen)63 Wohnungen~73 % Solarstrom vor Ort genutzt; Tarif ≥10 % unter Grundversorger

¹ Schätzung: genaue Aufteilung auf Gebäude in Heilbronn nicht publiziert; das Projekt umfasst mehrere Wohngebäude im Quartier.

Quellen: Beispiele und Zahlen aus Pressemitteilungen, Projektberichten und Fachartikeln, u.a. Berliner Stadtwerke, Polarstern Energie, Solarimo/Energie-Experten.org sowie städtischen Informationen. Diese veranschaulichen, dass Mieterstrom in der Praxis funktioniert und bei aktuellen Strompreisen einen deutlichen finanziellen Vorteil für Mieterinnen und Mieter bietet – während zugleich die Klimabilanz der Gebäude drastisch verbessert wird.

Bereit für die Solaran-Wende in eurer Hausgemeinschaft?

Gemeinsam machen wir den Weg frei für unabhängige, klimafreundliche Energie – direkt vom eigenen Dach. Lass dich kostenlos beraten und starte mit uns in eine sonnige Zukunft.

Jetzt unverbindlich starten